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Bild vom Weihnachtskonzert 2024

Paul und Helene Neumann, seit 1890 bzw. 1902 Mitglieder im Cäcilienchor

Lebendiger Adventskalender in der Neuen Altstadt

Enthüllung der Stolpersteine für Margit, Erwin und Dora Jacobi

Konzertarchiv des Cäcilienchors

Gedenkkonzert in der Katharinenkirche Frankfurt am 6. März 2023

Christian Rohrbach

Stolpersteine für Therese Istel und ihre Kinder Robert und Ellen

Logo des Cäcilienchors

Stolpersteine im Cäcilienchor Frankfurt


Erinnerungsarbeit für die von den Nationalsozialisten verfolgten Mitglieder im Cäcilienchor und ihre Familien

Der Frankfurter Cäcilien-Verein blickt auf eine mehr als 200-jährige Tradition zurück, in der – wie im gesamten Kulturleben in Deutschland – der Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 sehr dunkle Spuren hinterlassen hat. Bis zur Machtergreifung Hitlers 1933 hatten zahlreiche Familien jüdischer Herkunft das Frankfurter Kulturleben in besonderer Weise geprägt und gefördert.

Aus den historischen Mitgliederlisten geht hervor, dass Frankfurter Cäcilien-Verein Anfang der 1920er Jahre etwa 500-600 aktive und passive, also fördernde Mitglieder hatte. Mutmaßlich rund ein Fünftel von ihnen hatte jüdische Wurzeln. Der überwiegende Teil von ihnen wurde durch die Nationalsozialisten gedemütigt, entrechtet, ausgeraubt, verfolgt, ermordet, in die Flucht oder in den Tod getrieben.

Einen tiefen Einschnitt im Chorleben des Cäcilien-Vereins stellte das Konzert am 8. März 1933 in der Katharinenkirche Frankfurt dar. In diesem Konzert konnten die Mitglieder jüdischer Herkunft zum letzten Mal mitsingen, bevor sie als Folge der „Gleichschaltung“ von den Nationalsozialisten aus der Chorgemeinschaft ausgeschlossen wurden.

Stolpersteine für Hanna, Fritz und Ernst Strauss

Stolpersteine für Hanna, Fritz und Ernst Strauss in der Altkönigstr. 11, Frankfurt
© Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main e. V.

Titelseite der Gedenkschrift

Der Cäcilienchor hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebenswege der verfolgten Mitglieder und ihrer Angehörigen zu rekonstruieren und sie dadurch zurück in unsere Mitte zu holen. Im Jubiläumsjahr 2018 setzten sich Mitglieder des Cäcilienchores erstmals intensiv mit dem Verfolgungsschicksal in der NS-Zeit von zwölf ehemaligen Chormitgliedern auseinander. Ihrer wurde im Rahmen einer Ausstellung über die Geschichte des Chores im „Haus am Dom“ in Frankfurt und im Rahmen eines Jubiläumskonzerts gedacht.

Schnell wurde die Bedeutung einer nachhaltigen Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels in der Geschichte klar. Hierzu haben wir im Jahr 2019 die „Stolperstein-Arbeitsgemeinschaft im Cäcilienchor Frankfurt“ gegründet, der bis heute rund 15 Chormitglieder angehörigen. Wichtigste Grundlage unserer Recherche sind die historischen Mitgliederlisten des Cäcilien-Vereins. Als Teil der Erinnerungsarbeit initiiert, finanziert und verlegt der Cäcilienchor gemeinsam mit dem Künstler Gunter Demnig und der Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main e. V. für die verfolgten ehemaligen Mitglieder und deren Familien in Frankfurt „Steine gegen das Vergessen“. Bisher wurden bereits 35 Stolpersteine verlegt (Stand Mai 2025).

Titelseite der Rückschau

90 Jahre nach dem Ausschluss der verfolgten jüdischstämmigen Mitglieder hat der Cäcilienchor im März 2023 Gedenktage mit Enthüllungen weiterer Stolpersteine, einen Abend der Begegnung im Jüdischen Museum mit den Angehörigen der verfolgten Opfer sowie ein Gedenkkonzert am historischen Ort veranstaltet. Außerdem wurde zu diesem Anlass die Gedenkschrift „Spurensuche - Verfolgte Mitglieder des Cäcilienchors Frankfurt am Main und ihre Familien ab 1933“ vom Cäcilien-Verein Frankfurt e. V. herausgegeben.

Derzeit wird die Verlegung von rund 30 weiteren Stolpersteinen in Frankfurt für April 2026 vorbereitet.

Recherche und Verlegung von Stolpersteinen

Deckblatt der Mitgliederliste 1923-1924
Mitgliederliste des Cäcilien-Vereins von 1923/24
Enthüllung Stolpersteine Familie Neumann
Enthüllung der Stolpersteine für Familie Neumann im Grüneburgweg 103 am 20. Juni 2020 in Anwesenheit des Frankfurter Oberbürgermeisters
© Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main e. V.

In intensiver Recherchearbeit versucht die „Stolperstein-Arbeitsgemeinschaft im Cäcilienchor Frankfurt” so viele biografische Details wie möglich über die verfolgten Mitglieder zusammenzutragen. Wir möchten ihnen damit wieder einen Platz in der Mitte unseres Chores geben.

Um die Erinnerung an ihr Schicksal auch in der Stadt Frankfurt wach zu halten, initiieren, finanzieren, verlegen und pflegen wir in Zusammenarbeit mit dem Künstler Gunter Demnig und der Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main e. V. für diese ehemaligen Mitglieder und deren verfolgte Familienangehörigen „Steine gegen das Vergessen“.

Für die Recherche der Lebenswege und Verfolgungsschicksale nutzen wir eine Vielzahl wichtiger Recherchequellen, insbesondere:

Mitgliederliste des CV, Auszug ua mit Familie Hohenemser
Mitgliederliste des Cäcilien-Vereins (Auszug), 1923/24, Auszug Familie Hohenemser

Bisherige und geplante Verlegungen

Die Namen aller Menschen, für die in Frankfurt bisher Stolpersteine verlegt worden sind, lässt sich in der nach Namen sortierten Gesamtliste oder in der Kartenansicht der Stolpersteine nachschlagen.

Für folgende Mitglieder des Cäcilienchores und ihre Angehörigen wurden bisher 35 „Steine gegen das Vergessen“ verlegt (Stand: Mai 2025):

JahrName
2017Clara BurgheimMitglied
2018Emil W. HohenemserMitglied
Moritz W. HohenemserMitglied
2020Verlegung von Stolpersteinen für ehemalige Mitglieder unseres Chores bzw. ihrer Familienangehörigen.
Helene NeumannMitglied
Paul NeumannMitglied
Elisabeth NeumannMitglied
Richard NeumannAngehöriger
Annemarie NeumannMitglied
Gertrud NeumannAngehörige
Clara Louise DondorfMitglied
Estelle „Ella“ DondorfMitglied
2023Verlegung weiterer Stolpersteine im Rahmen der Gedenktage des Cäcilienchores
Therese IstelMitglied
Robert Julius IstelAngehöriger
Ellen Sara HirschAngehörige
Walter EllingerAngehöriger
Alice EllingerMitglied
Olga EllingerAngehörige
Margit JacobiMitglied
Erwin JacobiAngehöriger
Dora Margit JacobiAngehörige
Erika BockAngehörige
Hugo BockMitglied
Johanna BockAngehöriger
Martha Lucie BockMitglied
Lilli Cecilie BockAngehörige
Rosalie KernAngehörige
Franziska RosenthalAngehörige
Anneliese CohenAngehörige
Fritz StraussMitglied
Hanna StraussMitglied
Ernst StraussMitglied
Louise StraussMitglied
Daisy StraussMitglied
Emilie GoldschmidtMitglied
Karl BacherAngehöriger
Stolpersteine für Emilie Goldschmidt und Karl Bacher
Enthüllung der Stolpersteine für Emilie Goldschmidt und Karl Bacher im März 2023 vor dem Wohnhaus in der Freiherr-vom-Stein-Straße 23 in Frankfurt
© Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main e. V.
Estelle Dondorf
Portrait von Estelle Dondorf
Stolperstein in der Lenaustraße 39
© privat / Familie Quervain
Hugo Bock, ca. 1930
Hugo Bock um 1930
© privat
Einlieferungsschein Ellinger
Dokument über die „Einlieferung“ Walter Ellingers in das Konzentrationslager Buchenwald am 12.11.1938
Quelle: Arolsen Archives

Für folgende Personen ist die Recherche abgeschlossen und die Verlegung von Stolpersteinen im Frühjahr 2026 initiiert:

Name
Constance Julietta HohenemserMitglied
Meta HohenemserAngehörige
Wilhelm Heinrich „Willy“ HohenemserAngehöriger
Susanne Cordelia Adele „Deli“ HohenemserMitglied
Gertli HohenemserAngehörige
Mariel HohenemserAngehörige
Julie Clara HohenemserMitglied
Martha Elisabeth HohenemserMitglied
Robert HohenemserAngehöriger
Hermine Adler-StiebelMitglied
Arthur Adler-StiebelAngehöriger
Franz AdlerAngehöriger
Elisabeth AdlerAngehörige
Heinz Adler Angehöriger
Elisabeth AdlerAngehörige
Robert KnoblauchMitglied
Moritz Nathan Oppenheim &
Katharina Oppenheim
Mitglieder
Paul OppenheimAngehöriger
Stephane OppenheimAngehöriger
Felix OppenheimAngehöriger
Gabrielle Oppenheim Angehörige
Leopold Nebenzahlpassives Mitglied
Betty Nebenzahl geb. HirschAngehörige
Carla Pineas geb. NebenzahlAngehörige
Moritz PineasAngehörige
Eva Sarah Pineas EmanuelAngehörige
Itzhak NebenzahlAngehörige
Hildegard Nebenzahl geb. HollanderAngehörige
Moritz Nathan und Katharina Oppenheim um 1914
Moritz Nathan und Katharina Oppenheim um 1914
Institut für Stadtgeschichte
Willy Hohenemser
Willy Hohenemser
© HHStaW

Angehörige

Sehr wichtig ist es für uns, nach Möglichkeit Angehörige unserer ehemaligen Mitglieder ausfindig zu machen, damit sie bei der Verlegung der Stolpersteine für ihre Vorfahren dabei sein können. Wenn möglich, beziehen wir die Angehörigen auch in die Gestaltung der Verlegungen mit ein. Diese Momente sind für alle Beteiligten berührend und bereichernd.

Wir haben viel Zuspruch von Angehörigen aus allen Teilen der Welt für unsere bisherige Arbeit erhalten. Einige Kontakte zu den Angehörigen bestehen bis heute.

Stolpersteinverlegung der Familie Istel in der Palmgartenstraße 8
Angehörige von Therese Istel und ihren Kindern Robert und Ellen nach
der Enthüllung der Stolpersteine im März 2023 - Palmengartenstraße 8
© Evelyne Schüttler-Hauck

Cynthia Strauss
Cynthia Strauss bei der Enthüllung der Stolpersteine für ihren Vater Ernst und Fritz und Hanna Strauss
in der Altkönigstraße 11
© Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main e. V.

Familie Bock nach dem Gedenkkonzert
Nachfahren der Familie Bock aus USA und Großbritannien nach dem Gedenkkonzert
in der Katharinenkirche im März 2023
(mit unseren Chormitgliedern Monica Zieler und Matthias Knoche)
© Angelika Rieber

Pflege der verlegten Steine

Auch nach der Verlegung kümmern sich die Mitglieder des Cäcilienchores stellvertretend für die Angehörigen, die größtenteils im Ausland leben, um die Pflege der vom Chor initiierten Stolpersteine. Vornehmlich zu wichtigen jüdischen Feiertagen oder Gedenktagen wie Jom ha Schoa oder der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau werden die „Steine gegen das Vergessen“ geputzt, so dass sie durch ihren Glanz wieder die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich ziehen. Auch biografische Ehrentage können ein Anlass sein, sich regelmäßig um die Steine zu kümmern und sie zu putzen.

Für die Pflege der Stolpersteine orientieren wir uns an der Putzanleitung der Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main e. V.

Gedenktage und Konzert im März 2023

Am 8. März 1933 fand in St. Katharinen, der evangelischen Hauptkirche Frankfurts, ein Konzert des Cäcilien-Vereins statt, an dem die jüdischstämmigen Mitglieder zum letzten Mal mitsangen – ein Chor- und Orgelkonzert mit Brahms-Motetten und Orgelvorspielen.

Konzertprogramm vom 8. März 1933
Konzertprogramm vom 8. März 1933

Um die Erinnerung an den Ausschluss der Mitglieder jüdischer Herkunft aus unserer Chorgemeinschaft wachzuhalten, hat der Cäcilienchor im März 2023 drei Gedenktage veranstaltet, an denen rund fünfzig aus Frankreich, Großbritannien, Israel, Österreich und den USA angereiste Angehörige unserer ehemaligen Mitglieder teilnahmen.

Abend der Begegnung im Jüdischen Museum Frankfurt
Der Abend der Begegnung im Jüdischen Museum

Am 4. und 5. März wurden insgesamt 23 Stolpersteine für Mitglieder und Angehörige enthüllt. Am 5. März fand außerdem im Jüdischen Museum ein Abend der Begegnung statt, an dem die Angehörigen sowie rund 70 Chormitglieder und deren Familien und Freunde teilnahmen. Das „Jerusalem-Duo“ umrahmte den Abend musikalisch. Die Gedenktage endeten schließlich mit der Wiederholung des Konzerts von 1933 nach 90 Jahren am 6. März 2023 am historischen Ort und mit identischem Konzertprogramm.

Gedenkkonzert am 6.3.2023, Totale von der Empore
Das Gedenkkonzert am 6. März 2025

Die Gedenktage wurden von den Medien in Presse und Rundfunk intensiv begleitet (siehe Rubrik „Mediale Begleitung / Veröffentlichungen“).

Mediale Begleitung / Veröffentlichungen

Die bisherigen Aktivitäten im Rahmen der Erinnerungsarbeit des Cäcilienchores wurden medial vielseitig begleitet:

Titelseite der Gedenkschrift Außerdem hat der Cäcilien-Verein Frankfurt e.V. im Jahr 2023 eine ausführliche Gedenkschrift herausgegeben: „Spurensuche - Verfolgte Mitglieder des Cäcilienchors Frankfurt am Main und ihre Familien ab 1933“ (120 Seiten, in deutscher/englischer Sprache)
Herausgegeben vom Cäcilien-Verein Frankfurt 2023

 

 

 

 

 

 

Kontakt

Gegenwärtig arbeiten folgende Personen in der „Stolperstein-Arbeitsgemeinschaft im Cäcilienchor Frankfurt“ mit: Annette Appel, Silvia Bartholl, Juliane von Boeselager, Christiane Grün, Matina Herholz, Thomas Hohmann, Dirk Kienitz, Matthias Knoche, Lidia Lechwar, Stefan Metzen, Evelyne Schüttler-Hauck, Susanne Schulz, Klaus Weber, Judith Wilke-Primavesi, Monica Zieler.

Sie möchten mehr über die Stolperstein-Arbeitsgemeinschaft erfahren oder die Finanzierung der Stolpersteine unterstützen? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme: