20. Juni 2020
Erste Stolpersteine für ehemalige Mitglieder des Cäcilienchores
Nach unserem Jubiläum bildete sich eine chorinterne Arbeitsgruppe von gut einem Dutzend Mitgliedern, die die begonnene Erinnerungsarbeit fortsetzen wollten. Dabei ging es um weitere Recherchen zu den von den Nationalsozialisten verfolgten jüdischstämmigen Mitgliedern des Chores, um mögliche Kontaktaufnahmen zu ihren Angehörigen in aller Welt, um die Finanzierung der Stolpersteine und um ihre Verlegung in Zusammenarbeit mit dem Künstler Gunter Demnig und der Stolpersteininitiative Frankfurt.
Bisher hat der Chor 30 Patenschaften zugesagt. Nachdem wegen der Pandemie die für Mai geplanten Verlegungen abgesagt werden mussten und im nächsten Jahr mit Angehörigen aus den USA und England nachgeholt werden, wurden jetzt am 20. Juni die ersten acht Steine für ehemalige Mitglieder unseres Chores bzw. ihrer Familienangehörigen verlegt:
- für Clara Dondorf in der Myliusstraße 34,
- für Paul und Helene Neumann, geborene Dondorf, und ihre vier Kinder Elisabeth, Richard, Annemarie und Gertrud im Grüneburgweg 103 und
- für Estelle Dondorf in der Lenaustraße 39.
Bei den Enthüllungen der bereits zuvor verlegten Messingsteine wurden die Kurzbiografien, die auch in einer kleinen Druckschrift verteilt wurden, verlesen und Blumen niedergelegt. Eine nahe Freundin erinnerte sich an Clara Dondorf und die Familie Neumann. Bei allen drei Enthüllungen sprach der Vorsitzende unseres Chores, Thomas Hohmann, unsere Trauer um den Verlust der ehemaligen Mitglieder aus und legte Blumen nieder.
Im Grüneburgweg trat auch der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann auf. Er rief zur Zivilcourage, Toleranz und zu einem entschiedenen Auftreten gegen Antisemitismus und Rassismus auf und würdigte das Engagement des Cäcilienchores.
Am Ende der Zeremonien für die Enthüllungen der Steine für Clara und Estelle Dondorf bildeten die Teilnehmer*innen einen Kreis, in dessen Mitte die Verfolgten symbolisch wieder aufgenommen werden sollten. Bei den Neumanns, die eine enge Verbindung zur evangelisch - reformierten Gemeinde Frankfurt hatten, sprach deren Pfarrerin von der Schuld ihrer Gemeinde, diese Menschen nicht geschützt zu haben und schloss mit einem Gebet. Vorher hatten alle Anwesenden in herzergreifender Weise die Melodie gesummt von „Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, der wird ihn wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.“ Das war das Lieblingslied von Elisabeth Neumann. Dieses, sowie Stücke aus Bachs Solopartiten durch die Geigerin Bettina Luise Weber, waren an die Stelle des wegen des Singeverbots ausgefallenen Gesangs der etwa 30 anwesenden Chormitglieder getreten.
Eine kurze Meldung am Abend in der Hessenschau, die auch den Cäcilienchor erwähnte, unterstreicht die Bedeutung des beständigen Erinnerns und unseres Teils in diesem Engagement.
Arbeitsgruppe Stolpersteine im Cäcilienchor